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Die Kapelle St. Bernward in Everode

Am 25.Oktober 1908 wurde in Everode durch Bischof Adolf von Hildesheim eine Kapelle dem Heiligen Bischof Bernward geweiht. Zu Beginn der kleinen Abhandlung einige allgemeine Informationen:

Urkundliche Erwähnung fand Everode bereits im ausgehenden 10. Jahrhundert. In der Dotierungsurkunde des Michaelisklosters durch Bischof Bernward wird eine Stiftung „Aveningeroth“ bezeichnet. Erst 1302 wurde unter Bischof Siegfried die Trennung der Kapelle in Hasekenhusen (heute Winzenburg) von der Oberhoheit der Pfarrei Everode vollzogen.

Durch den Quedlinburger Rezess zum Ende der Hildesheimer Stiftsfehde kam Everode unter braunschweigische und damit protestantische Verwaltung. Im Jahr 1542 wurde visitiert und Everode durch Klein Freden pastorisiert. Ab 1643 gelangte Everode durch die Wiederbildung des „Großen Stiftes“ wieder unter die Verwaltung des Hildesheimer Bischofs.

Von Hilko Gatz

Quellen:   Die Geschichte des Kreises Alfeld von Paul Graff

Everode und die St. Bernwardskapelle v. Fr. Bartels
Archiv der Alfelder Zeitung
Eigene Aufzeichnungen




Zur Entwicklung von Pfarrei und Kirche in Winzenburg


Die bis 2006 selbständige Kirchengemeinde St. Mariae-Geburt zu Winzenburg -heute Filialkirche der Gemeinde St. Marien, Alfeld entwickelte sich im Mittelalter aus der, in unmittelbarer Nähe zur strategisch wichtigen Burg, die den Eingang zum Leinetal in den Ambergau sicherte, gelegenen Siedlung „Hasekenhusen“. Über das eigentliche Alter der Burg und ihrer Vorläufer gib es nur wenig gesicherte Angaben; sicher ist, das Udo, Bischof von Hildesheim (1079-1114) seinen Neffen Hermann mit der Winzenburg belehnte.
Das Vorhandensein einer Burgkapelle ist sehr wahrscheinlich, denn seit 1217 ist ein „Sacerdos, plebanus und capellarius“ nachweisbar.
Die Siedlung Hasekenhusen wird erstmals im Jahr 1140 urkundlich erwähnt. In einer Urkunde gestattet Bischof Bernhard I von Hildesheim den Bau eines Gotteshauses, das auch als Zufluchstätte bei feindlichen Einfällen Sicherheit geben sollte. Seit Anbeginn waren die Kirchen der Jungfrau Maria geweiht, später werden die MärtyrerinnenEuphemia und Euphrasia (übersetzt „Guter Ruf“ und „Gutes Wort“) genannt. Wie kommen nun diese -eher orientalischen Heiligen- hierher nach Winzenburg?
Der namentliche Gleichklang deutet stark auf eine künstliche Zusammenstellung hin. Im Jahr 1142 vermählte sich Hermann II Graf von Winzenburg mit Elisabeth, der Tochter des Markgrafen Leopold von Österreich. Dessen Mutter, Ihta, wallfahrtet 1101 nach Jerusalem. Von Leopold wird berichtet, dass er in feierlicher Prozession Reliquien nach Wien brachte, den Namen der Heiligen aber geheim hielt - eine Schwester Leopolds hieß Euphemia. Hermann I zog um 1108 mit Kaiser Heinrich nach Ungarn und verteidigte die Gemahlin des ungarischen Königs Koloman, Euphemia von Kiew.

So findet sich vielleicht die hohe Politik der damaligen Zeit in unserem Kirchensiegel wieder.

Nach der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) gelangte Winzenburg in den Besitz des Herzogs Heinrich des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel. Im Schmalkaldischen Krieg (1531 geschlossener Bund gegen Kaiser Karl V und die katholischen Stände) wurde Winzenburg durch die evangelischen Bundesgenossen vollständig zerstört. Nach Reformation 1542, Gegenreformation 1545 und dem endgültigen Durchbruch des Protestantismus unter Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel war Winzenburg nun endgültig von 1568 bis zur Restrukturierung des Großen Stiftes Hildesheim im Jahr 1643 braunschweigisch-protestantisch.
Die Winzenburger Kirchenbücher beginnen im Jahr 1647. Aus dem Visitationsbericht des Jahres 1568 geht hervor, dass die Kirche baufällig war.Aus dem Jahr 1655 wird berichtet, dass die Kirche „sich in dieser Zeit in sehr ärmlicher Lage befand. Es mangelt an den nothwendigsten Gerätschaften zum Gottesdienste, die wenigen vorhandenen gehörten dem Obrist von Knigge, der solche bei
seinem Abzuge wieder mitnahm“ - so vermerkt Johannes Tillmann, damals Pfarrer in Winzenburg.

Es heißt  weiter: „Während die geistliche Herde in Winzenburgs Thalgründen sich zusehends vermehrt, ist dagegen die Kapelle, von Herzog Julius von Braunschweig erbauet, zu klein und kann die Zahl der Gläubigen unter ihrem schützenden Obdach nun nicht mehr fassen. Da ereignet es sich im Jahr 1699, am Ende des Monats Mai, dass das Dach der Kirche zusammenstürzt und die Kirche destruirt.“
Im Jahr 1701 wird der Kirchbau vollendet und der Turm repariert. Die neue Kirche ist im Lichten 68 Fuß lang, 20 2/3 Fuß breit.
Die Baukosten beliefen sich auf 1170 Thaler, 6 Groschen 3 Pfennige.
In den Jahren 1703-1705 wird der Kirchhof mit einer Mauer umfriedet.
Im Jahr 1719 erwirbt die Pfarrei Winzenburg den sogenannten Mönchhof in Alfeld.

Am 26. November des Jahres 1721 wird die Kirche bestohlen und von den Dieben alles mitgenommen, was einigermaßen von Werth in der Kirche sich vorfindet.  Da die Kirche in diesen Zeiten wieder zu klein wurde, wird sie durch den Anbau eines Chores welcher 30 Fuß in der Länge und 40 Fuß in der Breite gemessen wurde. Die Baukosten beliefen sichauf 383 Thaler, 3 Groschen. 1727 wurde eine neue Orgel angeschafft, mit Principal a 4 Fuß, Gedackt von Holz, 8 Fuß halbiert, Flöte von Holz, 4 Fuß, Oktave
2 Fuß Serqualter von zweigestrichenem C bis zum dreigestrichenen C, Mixtur dreifach halbiert, nebst einem Tremulanten - zum Preis von 100 Thalern; das alte Positiv wird für 25 Thaler nach Klein Freden verkauft.
Im März des Jahres 1770“ wird die Uhr, welche auf dem alten Amtshause gestanden, auf dem Kirchthurme aufgestellt. Dem Schullehrer werden jährlich 2 Thaler assigniert für das Aufwinden und Stellen der Uhr.“
Die jetzige einschiffige Anlage mit eingezogenem Chor, viergeschossigem Westturm sowie als Ostabschluß einer Halbkreisapsis, wurde in den Jahren 1855 bis 1861 im neoromanischen Stil nach Plänen des Architekten Mitthoff errichtet. Die Grundsteinlegung war am 09.05.1856. Am 29. September 1861 (Michaelistag)  wurde die Weihe unter dem Patrozinium Mariae-Geburt vorgenommen. Die Innenmaße betragen 28 x 11,5 x 10 Meter, die Turmhöhe beträgt 38 Meter.

Die links und rechts des Chores verbliebenen Wandstücke bieten heute den beiden Seitenaltären Platz. Dieses entspricht jedoch nicht der ursprünglichen Anordnung. Von der Sakristei führte ehemals ein Treppenaufgang in das Schiff zur Kanzel, die inzwischen an den vorderen Teil der Nordwand versetzt wurde. Die Beicht- und Taufkapelle und auch die Sakristei waren ursprünglich vom Chor frei einsehbar. Erst 1917 wurden die Öffnungen gemauert. 1971 wurde ein neuer Fußbodenbelag verlegt. Den besonderen Reiz erhält der Kircheninnenraum dadurch, dass die Originalausstattung -bis auf die  herausgenommene Kommunionbank- vollständig erhalten ist. Aufgrund der Einheitlichkeit von
Ausstattung und Ausmalung zeigt sich die Kirche als ein besonders repräsentatives Beispiel des neoromaischen Kirchbaustils.

Die Ausmalung setzt sich aus einem profilierten Sockel, zweizonig gegliederten Wänden und einem Rundbogenfries zusammen. Eine Holzbalkendecke als Kassettendecke mit Hängepfosten rundet das Bild ab. Die eichene Orgelempore mit ursprünglich zwei Treppenaufgängen (einer wurde zugunsten des Heizungsraumes aufgegeben) quert die gesamte Westseite der Kirche. Die Stahlhut-Orgel stammt aus dem Jahr 1900, hat zwei Manuale, Pedale und 16 Register.
Die Kirchenausmalung wurde durch die Verdienste des Pfarrers und späteren Dechanten, Hermann Plathner, in den Jahren 1911 und 1912 durch den Kirchenmaler Carl Borgmeyer aus Hildesheim durchgeführt.
Eine Erstfassung aus den 1860-er Jahren ist nachgewiesen. Die Hintergründe der einzelnen Gemälde sind direkt auf den Stein, die Figuren aber auf Leinwand gemalt und festgenagelt worden; die Nagelreihen verdecken schwarze Umrisslinien. Die Malerei wirkt insgesamt wie eine Seidentapete, die über die gesamten Kirchenschiffwände und das Chorgewölbe gespannt wurde.
Im Chorraum finden sich Christus und die vier Evangelisten wieder. Der Schlussstein trägt das Wölbungsdatum 1860.
Die Übersetzung des Schriftbandes unterhalb der Fenster lautet:

Jesus, genannt der Christus+++ eine Stimme schreit in der Wüste+++
gegrüßt sei Maria voller Gnade+++ am Anfang war das Wort

Die Triumph-Kreuzgruppe wurde, wie man am Kreuzesfuß erkennen kann, im Jahr 1900 errichtet. Sie zeigt Maria und Johannes als Assistenzfiguren unter dem Kreuz. Die Figuren sind aus Holz und Gips gefertigt und bemalt.

Die Balkeninschrift O CRUX AVE SPES UNICA lautet übersetzt:
„O Kreuz, gegrüßt seiest du einzige Hoffnung“

Die einzelnen Szenen der Wandbemalung stellen
-von links nach rechts- dar:

1.    Die Verkündigung
 ET VERBUM CARO FACTUM EST
„Und das Wort ist Fleisch geworden“

2.    Die Heilige Familie
 ET HABITAVIT IN NOBIS
„Und hat unter uns gewohnt“
3.    Die Segnung der Kinder mit dem Text                                    SINTE PARVULOS VENIRE AD ME
     „Lasset die Kinder zu mir kommen“
4.    Die Auferstehung
CHRISTUS SURREXIT ALLELUJA
 „Christus ist auferstanden Alleluja“
5.    Der Gute Hirt
PASTOR BONUS AMAT OVER
 „Der gute Hirt liebt seine Schafe“

Der Hochaltar wurde bereits mit der Weihe der Kirche fertig, ebenso die Beichtstühle und die Kanzel mit Schalldeckel. Die Figuren zeigen - in der Mitte Christus, gerahmt von den Evangelisten Markus, Matthäus, Johannes und Lukas sowie den Heiligen Petrus und Paulus.

Der Zelebrationsaltar wurde 1986 anlässlich der 125-Jahrfeier durch Bischof Josef geweiht. Er versinnbildlicht die Opferstätte, auf dem das Kreuzesopfer Christie dargebracht wird. Darauf weisen die Kreuzbalken hin. Sie werden von vier Rosen umgeben, dem Symbol für Maria, die Patronin der Kirche.

Der rechte Seitenaltar aus dem Jahr 1888 wurde als Rosenkranzaltar anstelle der Kanzel „zu Ehren der Heiligen Gottesmutter, der Königin des Rosenkranzes und zur Erinnerung an das Jubiläum des Herrn“ (Anm.des Verfassers: damit ist Weihnachten gemeint)  errichtet. Dargestellt sind der Heilige Dominikus und Papst Leo XIII. Das Ölgemälde stammt von Friedrich Eltermann.
Der linke Seitenaltar aus dem Jahr 1908 wurde „zu Ehren des heiligsten Herzen Jesu und zur Erinnerung an das 50. Priesterjubiläum des Papstes Pius X“ erbaut. Hier sind die Heilige Maria Margareta Alacoque und Papst Pius X dargestellt.

Die drei Glocken aus den Jahren 1926 und 1952 mit den Tönen c, g und b klingen in den Anfangstönen des „Te deum“. Der Radleuchter in der Kirchenmitte stammt aus dem Jahr 1890 und ist in seiner Struktur mittelalterlichen Radleuchtern nachempfunden.
An Kunstwerken ist die romanische Sitzmadonna aus dem 13.Jahrhundert, die eventuell aus der alten Hasekenhuser Kirche stammt, wohl das Älteste. 1889 wurden eine fehlende Hand mit Zepter, 1936 das Jesuskind, ergänzt.

Die zwei Holzengel stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und standen in der alten Kirche wohl rechts und links vom Tabernakel. Die hier aufgezeigten Daten, Fakten und Vermutungen können nur einen kleinen Abriss der umfänglichen Winzenburger Geschichte sein. Eine ausführlichere Auseinandersetzung damit bleibt einer anderen Veröffentlichung vorbehalten.
Zur Unterhaltung der Kirchen in Winzenburg und Everode hat sich ein Förderverein gegründet. Allen Mitbürgern und Gästen, die sich unseren Heimatorten und seinen Kirchen verbunden fühlen, sei ein Beitritt zur Unterstützung des Erhalts sehr nahegelegt.

Winzenburg, im Jubiläumsjahr des Winzenburger „Doms“, 2011

Hilko Gatz
Kirchenvorsteher,
Sprecher des Beirates
und Heimatpfleger der Gemeinde Winzenburg

Quellen:

Graff, die Geschichte des Altkreises Alfeld, 1928
Urkundenbuch Dombibliothek Hildesheim Sign. A VII 15
Paasch, Geschichte der Pfarrkirche zu Winzenburg, , Mitteilungen geschichtlichen und gemeinnützlichen Inhalts, Hildesheim, 1833
Handbuch der Diözese Hildesheim, Dr. K.Henkel, 1917
Inventarverzeichnis St. Mariae-Geburt, Winzenburg
eigene Aufzeichnungen des Verfassers