Link: Spaziergang durch den Ort Winzenburg
Winzenburg im Spiegel der Zeit
815 Ludwig der Fromme gründet das Bistum Hildesheim
Liudolf, Graf an der Leine, wird durch König Ludwig („der Deutsche“) zum Herzog in Sachsen berufen, seine Besitzungen lagen bei Brunshausen (Bad Gandersheim) bis in Höhe der mittleren Leine bis Brüggen
847 Graf Ricdac und seine Frau Irmhildis gründen das Kloster Lamspringe, ihre Tochter Ricburga wird die erste Äbtissin
Ob Ricdac wirklich als Burgherr die „alte Winzenburg“ oder „Hohe Schanze“ bewohnt hat, ist fraglich, wahrscheinlich war die Anlage nicht ständig bewohnt, sondern diente als Fliehburg bei kriegerischen Einfällen in der Sachsenzeit, ob Ludwig die Burg als fränkischen Stützpunkt erhielt bleibt noch zu klären. So schreibt Kronenberg in „Geschichte des Klosters Lamspringe“: „Frühere Vermutungen allerdings, dass er (Graf Ricdag) seinen Wohnsitz auf der nahen Hohen Schanze bei Winzenburg gehabt hat und von hier aus die Gründung des Klosters veranlasst hat, sind nach neuen Erkenntnissen sehr unwahrscheinlich. In der Gründungszeit Lamspringes (um 847) saßen die adeligen Herrscher noch nicht auf Höhenburgen, sondern lebten bevorzugt in befestigten Anlagen auf leichten Erhebungen in ihren Herrschaftsbereichen.“
1109 Udo von Reinhausen ist Bischof von Hildesheim, er belehnt seinen Neffen Hermann (I) von Ratelberg /Windberg/Winzenburg mit der Burg „Winzenburg“
Herimanus comes de wincenburch erscheint als Mitglied einer kaiserlichen
Gesandschaft in den Aufzeichnungen der MGH, der Regesten der Erzbischöfe von Köln
und der Germania Sacra und wird erstmalig mit dem Zusatz „von Winzenburg“ erwähnt.
1112 Hermann erscheint als marchio und 1114 als marcio de saxoniae Bildung der sächsischen Adelsopposition unter Herzog Lothar von Sachsen gegen König Heinrich V 1115 päpstlicher Bann gegen Heinrich V und seinen Anhänger Hermann Schlacht am Welfesholz (Heinrich V und mit ihm Hermann verliert gegen Herzog Lothar) Hermann wechselt die Seiten - über eine Bindung an den Mainzer Bischof Adalbert erfolgt eine Annäherung an Herzog Lothar 1118 Eroberung Oppenheims durch Hermann 1121 Eroberung Münsters zur Wiedereinsetzung des Bischofs Dietrich 1122 Tod des Hermann im Kloster Formbach in Bayern 1125 Hermann (II) geboren um 1109 als Graf von Sachsen 1129 Hermann wird mit dem Zusatz Landgraf von Thüringen bezeichnet (comes provincialis / principalis comitis thuringae 1130 Hermann lässt seinen Vasallen Burchhard von Loccum ,Graf von Friesland wegen eines Streits um einen Burgenbau in der Nähe von Dankelsheim ermorden Hermann wird in Abwesenheit auf dem Fürstentag zu Quedlinburg verurteilt, die Winzenburg wird belagert, Hermann in Blankenburg inhaftiert und die Winzenburg zerstört
1133 Hermann ist rehabilitiert, nennt sich später (1139) „von Plesse“ 1140 erstmalige urkundliche Erwähnung Hasekenhusens (heute Winzenburg) durch die bischöfliche Gestattung zum Bau einer Kirche 1147 Hermann ist Voigt der Klöster Corvey und Bad Gandersheim 1150 Hermann wird auf Druck des Königs und der gräflichen Parteigänger wieder mit der Winzenburg belehnt (entgegen des ausdrücklichen Verbots durch päpstliche Bullen der Jahre 1133 durch Innozenz III und 1146 durch Eugen III), mit der Zusicherung weiblicher Erbfolge 1152 Ermordung des Grafen und seiner schwangeren Frau durch Heinrich von Bodenburg und Reginald von Dassel
Haupterben der Macht und der Burg werden :
Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern Albrecht der Bär, Markgraf von Brandenburg (war Hermanns Schwager)
Die Burg fiel - trotz der Zusicherung der weiblichen Erbfolge, als erledigtes Lehen an den Hildesheimer Bischof zurück. Dieser und seine Nachfolger ließen die Winzenburg ständig um- und ausbauen.
1519-1523 Hildesheimer Stiftsfehde in deren Zusammenhang die Winzenburg „des Stiftes Hauptschloß“ nach der Belagerung Gronaus und der Kapitulation Alfelds 1522 belagert und nach einer Explosion des Pulvervorrats sich ergeben musste. Die Verteidigen standen unter dem Befehl des Henning von Rauschenplatt.
Durch den Quedlinburger Recess, dem Friedensschluß zwischen dem Bischof von Hildesheim und den Welfen Erich von Calenberg und Heinrich von Wolfenbüttel wurde Winzenburg dann Bestandteil des Herrschaftsgebiets der lutherischen Welfen, erst 1642 durch die Wiedergründung des Hochstiftes Hildesheim kamen der Ort und die Burg wieder an das katholische Hildesheim zurück.
1547 im „Schmalkaldischen Religionskrieg“ wurde der Ort Hasekenhusen vollständig zerstört. 1568 errichtete Herzog Julius v. Braunschweig aus den Steinen der Winzenburg ein Amtshaus 1578 Entstehung des Winzenburger Erbregisters, einem „Grundbuch“ 1643 bischöfliche Beamte übernehmen die Amtsgeschäfte in Winzenburg 1691 Eisenhammer am Winzenburger Bach wird erwähnt
1744 bischöfliche Genehmigung der Glashütte in Westerberg 1754 aus der Eisenhütte wird eine Papiermühle 1793 Errichtung der Glashütte in Schildhorst 1817 letzte Hinrichtung im Amt Winzenburg
Hilko Gatz Ortsheimatpfleger der Gemeinde Winzenburg und Vorsitzender des Verkehrsvereins Südlicher Sackwald e.V.
Weitere Infos: Die Rolle Winzenburgs in der Geschichte Deutschlands
Diese Broschüre kann beim 1. Vorsitzenden erworben werden.
Rund um die Winzenburg Bezugspreis: EUR 12,50 zzgl. Versandkosten
Die Ortsteile von Winzenburg
Klump
Der kleine Winzenburger Ortsteil Klump liegt unterhalb des Sauberges. etwas abseits vom eigentlichen Ort steht das ehemalige Gutsarbeiterhaus "Bracke". Eine sprachliche Deutung des Begriffes geht auf den niederdeutschen Ausdruck "braken" zurück, was soviel wie "den Flachs brechen" heißt. Ursprünglich waren es eimal kleine Gehöfte und Landarbeiterhäuseer, mit denen die landwirtschaftliche siedlungsform an der steil ansteigenden Straße begann. Die Bewohner waren in erster Linie Höflinge und Anbauer, die dort lebten und das Pachtland der "Domäne Winzenburg" beackerten.
Westerberg
Die Gründung von Westerberg geht auf eine Glashütte zurück, die von den Gebrüdern Stender 1744 errichtet worden ist. Die Glashütte Westerberg, früher die " alte Hütte" beziehungsweise Stendersche Hütte nach ihren Besitzer genannt, war eine der ersten ortsfesten Glashüttenansiedlungen der damaligen Zeit. Allerdings erstreckte sich der Pachtvertrag nur auf einen Zeitraum von 8 Jahren. Erst nach seiner dritten Verlängerung sah man an höherer stelle ein, das diese Einrichtung für die Zukunft wirtschaftliche Vorteile bringen würde. Die inzwischen ortsfeste Glashütte führte gleichzeitig zu einer dauerhaften Besiedlung. Den ersten Besitzern Stender folgten die Firmeninhaber Thon (1840) und danach die Familie Probst. Von 1864 bis 1875 wurde die Glashütte an den Betreiber Limburg verpachtet.
Die alte Ziegelei Westerberg entstand bereits 1744 zusammen mit der ehemals gegenüberliegenden Glashütte Westerberg, von der heute jedoch nur noch einige wenige Arbeiterhäuser erhalten sind. Von der Ziegelei findet man allerdings noch die eigentliche Ziegelei mit dem alten Ringofen und dem nur halb abgetragenen Schornstein, das Schmieden-Haus, eine alte Lagerhalle sowie die früheren Tongruben, die inzwischen gefüllt mit Wasser als Forellenteich dienen. In den 1960er Jahren produzierte hier die Firma „Muhs“ als letztes Unternehmen Ziegel, der heutige Besitzer übernahm die Gebäude 1977.
Schildhorst
Im Jahre 1793 wurde "auf dem Schildhorst" (d.h. bewchsener, schildartiger Hügel) bei Hausfreden ebenfalls eine Glashütte erreichtet. So kam der hundert Seelen zählende Ort zu seinem Namen. Zur Unterscheidung der "Stenderschaen Glashütte" nannte man diese Fabrik kurz die "neue". Während die "alte Hütte" grüne Glaswaren herstellte, produzierte die "neue" weißes Glas, d.h. transparente Glaserzeugnisse. Die Glashütte srellte in den Jahren bis 1925 einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, bis sie im Herbst des gleichen Jahres für immer ihre Pforten schloss und anschließend zum Abreiss kam.
Sagen aus der Samtgemeinde Freden (Leine)
Weitere Infos: Hödeken u. co.
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